Andreas Michelsen wurde am 19. Februar 1869 mit dem Namen André Michelsen in Hildesheim geboren. Seine Eltern waren Agnes geb. Kisker und Eduard Michelsen, der während Andreas Michelsens Kindheit als Leiter der „Landwirtschaftsschule Michelsen“ tätig war, die auch heute noch als Michelsenschule in Hildesheim existiert. Diese war ursprünglich von Andreas Michelsens Großvater, Dr. Konrad Michelsen, als „Theoretische Ackerbauschule“ gegründet worden. Andreas hatte weitere Geschwister: den Bruder Emil sowie die Schwestern Agnes und Elsa. Seine Kindheit verlebte Andreas am Moritzberg im Bergsteinweg 56.
Trotz der familiären Verbindung zur Michelsenschule wechselte Andreas am Michaelistag des Jahres 1875 auf das Königliche Gymnasium Andreanum zu Hildesheim. Die damals noch in der Goslarschen Straße gelegene Schule besuchte er bis ins Jahr 1888. Wie viele junge Männer in der Kaiserzeit äußerte auch Andreas Michelsen den Wunsch Soldat zu werden. Das Militär galt damals als sehr lukrativer und ehrenvoller Arbeitsbereich.
So erfüllte sich Andreas Michelsen noch im Jahr seines Abschlusses am Andreanum den Traum einer militärischen Karriere und begann im April 1888 die Ausbildung zum Seeoffizier und durchlief in den Folgejahren unterschiedliche Positionen in der deutschen Marine. Zum Beispiel wurde Michelsen 1905 für ein halbes Jahr Kommandant eines kleinen Kriegsschiffes namens „Avisos Grille“. Auch in der Torpedoinspektion und -versuchskommission war er tätig. Den Höhepunkt der militärischen Karriere erlebte er aber im und um den Ersten Weltkrieg. Der ehemalige Andreaner wurde zum Kapitän großer Kriegskreuzer wie dem „Friedrich Carl“ oder dem „Prinz Adalbert“ befördert. Auch nach der Kapitulation durfte Andreas Michelsen in der Marine tätig bleiben.
Allerdings hatte das Deutsche Reich hohe Kriegsschulden und aufgrund des Versailler Vertrages musste die neu eingesetzte Weimarer Republik viele Entlassungen im Militär vornehmen. Nur etwa jeder Dritte durfte im Militär weiterarbeiten und hatte eine gesicherte Lebensgrundlage. Die daraus resultierende Zukunftsangst spiegelte sich in vielen kleineren Aufständen wider. Auch Andreas Michelsen war aufgrund seiner militärischen Stellung nicht unbeteiligt und musste sich um seine Zukunft im Militär sorgen. Diese im Volk herrschende Unzufriedenheit zeigte sich dann in einem gewaltsamen Aufstand am 13. März 1920 ehemaliger Militärs, welche das Berliner Regierungsviertel besetzten.
Knapp ein Jahr zuvor hatte sich Andreas Michelsen in einem Brief an seinen Vorgesetzten kritisch der neuen Regierung gegenüber geäußert und sagte nur seinem Vorgesetzten die Loyalität zu. Aufgrund von Stellungnahmen wie dieser und der Beschäftigung im Militär wurde Andreas Michelsen mit dem Putsch in Verbindung gebracht und Ende März 1920 aus seinem Amt im Militär enthoben.
Auch danach beschäftigte sich Michelsen mit dem deutschen Militär und schrieb zwei Bücher über juristische und technische Belange von Unterwasserbooten. Michelsen zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und starb am 8. April des Jahren 1932 in Bad Fallingbostel.
Anton Yazdan Pourfard, Q1 (2021/2022)