Otto Fischer wurde am 5. September 1826 als zweitjüngstes Kind der Familie Fischer im Hildesheimer Michaelisviertel geboren. Sein Vater war Lehrer für Naturwissenschaften an der St. Lamberti Knabenschule in Hildesheim und hielt sich neben dem abendlichen Unterricht seiner Kinder kaum zu Hause auf; seine Mutter Doris Fischer, geboren Nieland, stammte aus einer relativ wohlhabenden Familie von Leinenhändlern. Die Ehe der Eltern war lieblos, was dazu führte, dass auch die Kinder wenig elterliche Liebe erfuhren.

Im Oktober des Jahres 1837 begann Fischer sein erstes Schuljahr am Gymnasium Andreanum. Er hegte großes Interesse für die Fremdsprachen Latein, Griechisch und Französisch und besuchte auch gerne den schulischen Turnverein. Durch Dr. G. Hartmann entdeckte Fischer sein Talent für die Wissenschaft und die Mathematik, und um sein mathematisches Verständnis zu verbessern, gab er Mitschülern Nachhilfeunterricht. Von diesem Zeitpunkt an entschied Fischer sich dazu Physik zu studieren, was jedoch nicht dem Wunsch seiner Eltern entsprach, die sich von ihm erhofften, er würde Theologe werden.

Im Jahr 1844 machte er seinen Schulabschluss und zog nach Göttingen, um an der Ernst-August-Universität, einer der größten Universitäten im Europa der damaligen Zeit, studieren zu können. Fischers Studienschwerpunkte lagen in Mathematik und Naturwissenschaften, jedoch besuchte er auch Vorträge zu den Themen Geschichte und Pädagogik, wodurch er ein Interesse am Lehrberuf entwickelte. Seine Freizeit verbrachte er gerne mit seinen Freunden oder in den Wäldern um Göttingen herum. Während seines Aufenthaltes in Göttingen war Fischer Teil der Hildeso-Cellensia-Verbindung, einer gegen Ernst-August I., den damaligen König von Hannover, gestimmten Studentenverbindung, die hauptsächlich gemeinsam Freiheitslieder und umgeschriebene Studentenlieder sang. Nach Ende seines Studiums ging Fischer ein Semester lang nach Berlin, um weitere Wissenslücken zu füllen und seine Allgemeinbildung zu vollenden. 1848 bewältigte er dann in Göttingen die Oberlehrerprüfung in den Fächern Mathematik, Physik und Geschichte.

Nach seiner Rückkehr nach Hildesheim im selben Jahr begann seine berufliche Karriere als Lehrer für Mathematik, Physik und Geschichte am Gymnasium Andreanum. Im Jahr 1857 wurde er Oberlehrer und 1867 zum Konrektor des Gymnasium Andreanum ernannt. Außerdem agierte er zwischen den Jahren 1862 und 1865 als Lehrer an einer Gewerkschule. Auch unterstützte er gerne lokale Turnvereine und war Mitbegründer des Hildesheimer Turnvereins Eintracht.

Im Jahr 1867 zog Fischer nach Osnabrück und trat dort am 1. Juli 1867 das Amt als Schuldirektor am gerade neu eröffneten Königlichen Realgymnasium Osnabrück an, dem heutigen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Die Schule leitete er mit viel Liebe und Hingabe, bis die Lehranstalt 1886 von der preußischen Staatsverwaltung übernommen wurde. Am 31. März 1899 wurde Fischer in den Ruhestand versetzt und blieb bis zu seinem Tod am 15. November 1913 in Osnabrück ansässig. Seine letzte Ruhestätte fand Otto Fischer auf dem Hasefriedhof in Osnabrück.

Zu Lebzeiten verfasste Otto Fischer mehrere Schriften, darunter die „Geschichte des Gymnasium Andreanum von 1546 bis 1815“ anlässlich der 200-Jahr-Feier der Errichtung des damaligen Schulgebäudes an der Andreaskirche sowie zu seiner Osnabrücker Zeit „Zur Geschichte des Königlichen Realgymnasiums während der 25 Jahre seines Bestehens“. Darüber hinaus hinterließ er Notizbücher über Wetter und Flora in Hildesheim sowie eine handschriftlich verfasste Autobiographie, in der er seine Lebenserinnerungen von 1826 bis zum Jahre 1907 niederschrieb.

Sarah Drude, Q1 (2021/2022)

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