An Silvester 1889 wurde Adolf Berthold Ludwig Grimme als zweites Kind in die Familie eines Bahnhofsassistenten in Goslar geboren. Durch die vielen Umzüge seiner Familie konnte er in seiner frühen Kindheit kaum tiefergehende Kontakte oder ein Heimatgefühl entwickeln. So kam die Familie nach Hildesheim und Adolf Grimme besuchte ab 1900 für vier Jahre das Gymnasium Andreanum. Eine weitere Versetzung des Vaters führte 1904 zum Abgang vom Andreanum. Die Mutter Luise kehrte jedoch 1906, nach dem Tod des Vaters, mit ihren Kindern zurück in ihre Heimat Hildesheim. Ostern 1908 legte Grimme seine Reifeprüfung am Gymnasium Andreanum ab.
Bis auf seinen Klassenlehrer Albert Rauterberg, der sich Zeit für seine Schüler nahm und mit ihnen über „ernste Lebensfragen“ diskutierte, blieben ihm die Lehrer ansonsten wohl eher durch ihre „Faulheit“ und seiner Meinung nach falsche Lehrinhalte in Erinnerung.
Grimme studierte Lehramt in Halle, Göttingen und München und wurde nach seinem Examen 1914 ins Militär einberufen. Jedoch hielt er dem Druck nicht stand, erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde, ohne jemals an der Front gekämpft zu haben, als „dienstunbrauchbar“ entlassen.
Adolf Grimme konnte sein Referendariat und seine Karriere als Lehrer beginnen und seine Schüler lobten ihn stets mit den gleichen Attributen, mit denen er seinen ehemaligen Klassenlehrer gelobt hatte.
In diesem Lebensabschnitt lernte der Lehrer seine erste Ehefrau Mascha kennen. Die beiden heirateten 1919 in Leer und bekamen gemeinsam drei Kinder. Ein schweres Schicksal ereilte die Familie, als einer der beiden Söhne 1931 von einem LKW angefahren und tödlich verletzt wurde.
1918 trat Grimme der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Leer bei, hielt auf lokaler Ebene Reden und wurde kurzzeitig zum örtlichen Vorsitzenden der Partei. Grimme vermisste in der Partei jedoch den Einsatz für Soziales und verließ sie deshalb im Mai 1920. Nach seiner beruflich bedingten Versetzung nach Hannover 1920 entschied er sich, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD) zu werden.
Auch beruflich trieb es ihn bald in die Politik, wobei er ab 1923 zunächst in der Schulverwaltung in verschiedenen Positionen tätig war, bis er Anfang 1930 preußischer Kultusminister wurde. Adolf Grimme war in der Politik noch weitgehend unbekannt und die Entscheidung beruhte nur auf der Empfehlung seines Vorgängers C.H. Becker, der auf Grund seiner Parteilosigkeit die Leitung des Ministeriums hatte abgeben müssen. Die Aufgabe war hinsichtlich der Weltwirtschaftskrise 1929 und des sich verbreitenden Nationalsozialismus keine Einfache.
Schon bevor Grimme 1932 durch den „Preußenschlag“ seine Position verlor, hielt er Reden, die sich unter anderem persönlich gegen Adolf Hitler richteten und in denen er diesen als „Totengräber der Nation“, „Volksfeind“ oder „Psychopath“ bezeichnete.
Grimme schloss sich dem Widerstandsnetzwerk „Rote Kapelle“ an und wurde im März 1933 ein erstes Mal für einen Tag verhaftet. Dies erwies sich später als reine Schikane. In den ersten Jahren des Nationalsozialismus wurden Grimme alle Bezüge seiner Pension gestrichen. Fortan passte er sich im öffentlichen Leben an, um nicht aufzufallen. Seine Kinder schickte er zur Hitlerjugend und an Feiertagen wurde am Haus der Familie die Hakenkreuzfahne gehisst.
Am 11. Oktober 1942 wurde Adolf Grimme wegen „Nichtanzeige eines Vorhabens des Hochverrats“ festgenommen. Er und seine Frau wurden wegen eines Flugblattes, welches man in ihrem Haus fand, angeklagt. Mascha wurde freigesprochen, ihr Mann musste drei Jahre ins Zuchthaus. Grimme magerte in den Zuchthäusern Luckau und Fuhlsbüttel bis auf 59 Kilogramm ab, bis er Anfang 1945 von einem Bekannten befreit wurde.
Der nun über 50-Jährige wollte sich auch nach dieser traumatischen Zeit nicht zur Ruhe setzen und half in der britischen Besatzungszone, das Bildungssystem wieder aufzubauen. Unter Hinrich Wilhelm Kopf wurde Grimme im November 1946 der erste niedersächsische Kultusminister. Die beiden Männer verband allerdings nicht nur der Beruf, sondern auch eine Frau. Kopfs Frau Josefine und Adolf Grimme verliebten sich ineinander und heirateten nur kurze Zeit später. Zu einem Zerwürfnis zwischen den beiden Politikern führte die Eheschließung nicht, sodass Kopf einst an Grimme schrieb: „Dir war ich Freund, Adolf, das möchte ich bleiben.“ Seine erste Ehe mit Mascha hatte Grimme wohl nie gänzlich erfüllt und die Haftzeit besiegelte das Ende der Beziehung, sodass er sich im Herbst 1947 offiziell scheiden ließ.
In seiner zweiten Ehefrau Josefine fand Grimme „auch als Mann zur Ruhe“, obwohl sie durchaus gegensätzliche politische Ansichten hatten. Josefine war Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gewesen und hatte vor der Machtergreifung drei Jahre lang als persönliche Sekretärin von Joseph Goebbels gearbeitet. Josefine und Goebbels wird ein Verhältnis nachgesagt.
In seiner Zeit als Kultusminister führte Grimme unter anderem Englisch als erste verpflichtende Fremdsprache ein und ermöglichte es den Schülern, zwischen verschiedenen Schulformen zu wechseln. Zusätzlich zum Ministeramt wurde Grimme im Mai 1946 in den Parteivorstand der SPD gewählt. Diese Position gab er 1950 aus Zeitmangel ab. Ebenso trat er bereits Ende 1948 vom Posten des Ministeramtes zurück, da er eine neue Herausforderung suchte und überregionaler agieren wollte.
So wurde er Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), bis sich dieser 1955 in NDR und WDR aufteilte. Unter Grimme als Generaldirektor wurde die erste „Tagesschau“ ausgestrahlt und außerdem war er maßgeblich an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD) beteiligt.
Nach der Auflösung des NWDR zog Grimme mit seiner Frau nach Brannenburg am Inn und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, indem er schriftstellerisch an seinem unveröffentlichten Werk „Phänomenologie des Johannes-Evangelium“ tätig war und ausgewählte Ehrenämter ausübte.
Adolf Berthold Ludwig Grimme starb am 27. August 1963 im Alter von 73 Jahren an Krebs.
In Erinnerung wird der Politiker wohl vor allem durch den nach ihm benannten Medienpreis, den „Grimme-Preis“ bleiben.
Carla Siemke, Q1 (2021/2022)