Das Andreanum ist Gastgeber für den Schulbibliothekstag / Workshops sollen Ideen aufzeigen

von Julia Haller

Wer bei dem Wort Schulbibliothek an verstaubte Regale mit Brockhaus-Bänden denkt, hat vielleicht schon länger keine mehr von innen gesehen. Dass man mit der Zeit gehen muss, wissen auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, darunter vor allem Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter und Mitarbeiter von Stadtbibliotheken, des zehnten niedersächsischen Schulbibliothekstages. Erstmals seit zwei Jahren kann der am Donnerstag wieder in Präsenz stattfinden, Gastgeber ist das Gymnasium Andreanum in Hildesheim.

„Man steht immer in Konkurrenz zu digitalen Medien“, weiß Ute Fuhrhop, Leiterin der Schulbibliothek des Andreanums. „Es geht aber nicht darum, dass Print gut und digital schlecht ist“, ergänzt Anke Märk-Bürmann von der Akademie für Leseförderung Niedersachsen, die den Aktionstag gemeinsam mit dem Netzwerk Niedersächsischer Schulbibliotheken und mit Unterstützung des Kultusministeriums veranstaltet. „Wir wollen Ideen entwickeln, wie man beides verbinden kann.“

So etwa mit einem Vortrag über Saatgut-Bibliotheken. In denen werden keine Bücher, sondern eben Saatgut ausgeliehen, im eigenen Garten gezüchtet und aus den Pflanzen dann wieder Samen geerntet, die der Bibliothek zurückgegeben werden. In einem anderen Workshop stellt Fuhrhop die eigene Schulbibliothek vor. Und verweist darauf, wie wichtig diese Anlaufstellen heute noch für Kinder sind – aller digitaler Medien zum Trotz. „Die Hemmschwelle ist niedriger für Kinder, man muss nirgendwo hingehen, sie sind sowieso in der Schule“, sagt sie. Außerdem werden die Schüler und Schülerinnen aktiv eingebunden, können Mitglieder im Bib-Team werden, selbst in der Ausleihe mitmachen. „Wir haben viele Kinder, die lesen noch gewohnt sind“, sagt Fuhrhop. Während der Corona-Zeit sind die Nutzerzahlen zurückgegangen, Kinder durften nur noch klassenweise Bücher ausleihen. So langsam erholt sich der Bibliotheksalltag aber wieder davon, meint auch Heike Kuhaupt, Angestellte in der Schulbibliothek. „Attraktiv und aktuell muss man sein“, sagt Märk-Bürmann von der Akademie für Leseförderung. Was Kinder und Jugendliche aktuell besonders gerne lesen? „Fantasy geht total gut“, sagt Fuhrhop. „Wir haben auch Graphic Novels, die gern ausgeliehen werden – das kommt den Sehgewohnheiten der Kinder näher.“ Dass sich bei diesen etwas geändert hat, merkt man bei einem Blick durch die Schulbibliothek durchaus: Die Schule verabschiedete sich zuletzt von dicken Fachliteratur-Wälzern und hat dafür jetzt einen Konferenzraum mit Computern.

Sorge macht sich Märk-Bürmann um die Zukunft von Bibliotheken an sich aber nicht. „Die Funktion wird sich ändern“, sagt sie. „Die Bibliothek ist auch ein Ort zum Austausch, für Veranstaltungen.“ Eine öffentliche Einrichtung, die gerade auch Kindern aus finanziell schwächeren Familien helfen kann – Bücher kosten immerhin einiges, gerade Buchreihen kann sich nicht jede Familie eben mal so leisten. „Es ist ein öffentlicher Raum für alle“, ergänzt Fuhrhop. „Das Wohnzimmer der Stadt.“

Text und Foto: Julia Haller, Archiv der Hildesheimer Zeitung, 07.10.2022

Und hier geht es zu einem Video zum Workshop "Booktrailer"

 

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